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Da es auf dieser Erde tatsächlich
lauschige Plätzchen gibt, an denen unser Stadionverbot keine Gültigkeit
besitzt, entschlossen sich Susl (räusperlicherweise HSV-Fan) und ich nach
Köln zu reisen - ein weiteres Stadion auf meiner Groundhopper -
Punkteliste. Am nächsten Tag sollte noch Rainer dazu stossen. Die Zugfahrt
war außerordentlich langweilig, da Susl ja absolut keine Partytigerin ist
- auch ein Geiger, der bei uns im Abteil lag, erwies sich als
unqualifiziert vergnügungssüchtig. Geschlafen habe ich bei dieser
Rumplerei dennoch wenig. Bereits um 06.15 früh erreichten wir Köln - da
war in der Innenstadt gehörig nix los, also saßen wir eine geschlagene
Stunde im Dom herum (der hatte schon offen), wo wir einer Putzfrau und
einem Mönch bei dessen Arbeiten zusahen. In einem Kaffeehaus trafen wir
auf einen widerlichen Penner mit akutem Lungenrassler, der Zigaretten
schnorrte und Selbstgespräche führte.
Dann kam auch schon Rainer und nach einem kurzen Höppler und Knackvorgang
bei McDonnal beschlossen wir, den Dom zu besteigen. Das hätten wir lieber
sein lassen sollen, denn Rainer war - so nehme ich es zumindest an - noch
in leicht alkoholisiertem Zustand und ich war mau wie ein 80 - jähriger.
Schon nach den ersten hundert Stufen bekam ich einen leichten Drehwurm und
Herzgepoltere setzte ein. Hoch oben ging es noch weiter - aber da hatten
wir längst genug. Rainer kippte fast aus den Latschen und verweigerte den
Weitermarsch. Ich versuchte den Turm ganz zu nehmen, aber mir wurde
momentan schlecht und so schlich auch wieder runter. Susl ging es nicht
anders. Im Dom trafen wir noch den japanischen Mr. Biber während Susl
eine Kerze anzündete und den heiligen Herbert um Fürbitte anrief.
Bei Currywurst und Bier wurde ich dann langsam munter - und auch den
Penner von in der Früh sahen wir wieder, der sich doch glatt erdreiste,
Susl´s Pullover zu berühren. Panische Infektionsgefahr lag in der Luft
und uns war klar - raus zum Rhein Energie Stadion.
Bei der S - Bahn Station Neumarkt versammelte sich bereits ein gewaltiger
Kölner Proletenmob.
Etwa 20 Minuten später befanden wir uns dann vor dem fast fertig
renovierten Stadion in Köln Müngersdorf. Da wurden auch gleich ein paar
Premiere - Hanseln aufmüpfig, die uns nicht glauben wollten, dass wir auf
dieses Fernsehen schon längere Zeit nicht verzichteten. Eine Stunde vor Einlass
standen dann schon einige vor den Toren, wo uns gleich ein voll
behinderter Totalmongo auffiel, der die vergitterten Tore streichelte,
quiekte wie ein Schwein und noch dazu auf einem Bein hüpfte, ein wahrlich
komischer Anblick.
Im Inneren trieben einige gefährliche Hunde ihr Unwesen - die wir hätten
treten müssen, wenn sie uns gefährlich geworden wären.
Nach dem Einlass stürmten wir die steilen Tribünen, wo mir gleich wieder
schwindlig wurde - da half ein Bier ganz schön weiter.
Wir saßen auf der Nordtribüne ziemlich hoch oben und hatten einen tollen
Überblick über ein schönes Stadion. Gegenüber füllte sich langsam der
Köln - Steher - Fanblock, während unter uns die HSV - Fans scharten.
Noch eins zum Stadion: als ich kurz vor Spielbeginn brunzen gehen musste,
benötigte ich dafür fast 15 Minuten, da auf der gesamten Nordtribüne
noch keine EINZIGE Brunzmuschel installiert wurde - dass ist dann schon
ein Witz!!´Das Spiel begann dann ganz gut - ehe es nach 10 Minuten extrem abflaute.
Man merkte, dass hier ein Abstiegs Kandidat am Werken war - trotz der
guten Unterstützung der Köln Fans. Der HSV tat ebenfalls nicht viel,
erzielte aber dennoch in der 41. Minute das einzige Tor des Tages. Torschütze
Barbarez durfte sich über ein wirklich schönes Tor auch zurecht freuen -
obwohl der grauslige Wessels zu weit vor dem Tor stand.
In der zweiten Hälfte wurde es dann lebhafter - die Kölner konnten zwar
bis Spielende keine einzige Torchance herausspielen, sorgten aber mit ein
paar gefährlichen Weitschüssen (vor allem durch Dirk Lottner) für
Aufsehen. Dann kam es auch noch zu witzigen Zwischenfällen... und zwar
zwischen einigen Köln - Fans ein paar Reihen unter uns und dem gesamten
HSV - Auswärtsmob.
Als einige Becher in eben diesen flogen, drehten die da unten durch. Schlägereien
mit Ordnungskräften gab´s ab da im 5 - Minutentakt - und das war
wirklich schön zu beobachten.
Einige arme und wackere HSV - Fans mussten sogar abgeführt und in die
Obhut der Polizei übergeben werden.
Am Spielstand änderte sich nichts mehr, obwohl der HSV in den letzten 5
Minuten noch mindestens ein Tor schießen hätte müssen. Köln? Die hätten
an diesem Tag in hundert Jahren kein Tor mehr gemacht. Nach dem Spiel drängten
sich dann 38.600 in eine S - Bahnlinie! Da bevorzugten wir doch den Fußmarsch
zurück ins Zentrum, wo wir nach einer Stunde ankamen. Dort herrschte
wieder mal ziemlicher Rummel und ich musste schon wieder Geld ausgeben. In
der nähe des Doms sahen wir eine alte Zigeunerfettel, die mit dem Stock
wedelte und rumänische Sprichwörter von sich gab - gruselig!!
Noch gruseliger wurde es aber unmittelbar vor dem Dom, wo eine Gruppe
Girlies doch tatsächlich für einen der widerlichsten Entertainer unseres
Universums demonstrierten: Michael Jackson is innocent, stand da etwa auf
einem Plakat, während das Lied `Billie Jean´ schauerlich aus 13 - jährigen
Kehlen drang. Mich schauderte es - da hatten wir Hunger und ich aß ein
Steak.
Um 22.27 ging es wieder heim und im Zug war´s wieder total langweilig -
dafür habe ich aber mehr geschlafen, heeee.
Demnächst: Spielberichte aus München, Dortmund, Bielefeld, Bremen und
Bochum. |