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Pünktlich um 18.45 wurden
DR. Captain Bernd, The Long und Mattl vom Bahnhof aufgelesen, denn der Tag
war gekommen: auf nach Dortmund. Mit reichlich Bier im Gepäck ging es
nach St. Pölten, wo es wieder mal abstoßend widerlich war.
Kurze Zeit später saßen wir aber bereits im Zug, wo es gleich Probleme
der massivsten Art gab: in unserem Abteil, dass wir reserviert hatten, saßen
drei Typen, die das Abteil nicht verlassen wollten, selbst als wir
drohten, hinzutreten. Der Schaffner hat sie dann allerdings schimpfend aus
dem Abteil getrieben, da hatten alle wieder ihren Spaß. Außer Berndi,
der saß nämlich in einem komplett anderen Waggon.Schnell fühlten wir
uns heimelig und viele, viele Bierdosen verschwanden in unserem Schlund -
und bald sah es in unserem Abteil wieder aus, als hätten Säue herumgetollt
- Bierlachen in denen Schnapskarten klebten, Wurstreste vom Wurstsemmel -
Gundl und am schlimmsten: Mattl´s Gestank. Ein mitreisender Herr nahm das
alles locker - selbst als wir wütend wurden, als das Bier alle war. Da
hieß es für Rainer schnell handeln: da wir in München zehn Minuten
Aufenthalt hatten, stürmte Rainer den nächstbesten Kiosk - und hätte
fast den Zug versäumt. Doch Gottlob kam er noch rechtzeitig mit einem
prall gefüllten Sack Bier zurück. So ging es bis spät in die Nacht
ordentlich dahin, und als wir auf unseren Sitzen kurz zu Ruhe kamen, war
diese um halb vier wieder dahin, als Mattl seinen Körper aufs Klo wuchten
musste: das hieß Aufruhr im Waggon 144! Als ich dann gerade eingeschlafen
war, hieß es aussteigen, da wir schon in Köln waren. Draußen war es
finster und wie freuten wir uns mit Dr. Berndi, als er uns erzählte, er hätte
in seinem Rausch vorzüglich geschlafen. Richtig, unser Kapitän hatte als
einziger einen Liegeplatz.
Nach Kaffee und Süßwaren in einem Kaffee, wo wir uns vor aufdringlichen
Nikoläusen erwehren mussten, ging es in die Kölner Innenstadt, wo das
Wetter scheißnass und kalt war. Als Mattl gerade eine günstige Jacke
musterte als ich von einem akuten Knackanfall geplagt wurde. Also schnell
zurück zum Bahnhof, wo Dünnpfiffschwälle in die Muschel donnerten. Währenddessen
schmausten die anderen Wurst mit Bier. Um 9.45 ging´s dann nach Dortmund
weiter, wo im Zug wieder allerhand los war. So weigerte sich Mattl strikt,
von einem religiösen Spinner Werbematerial für dessen Sektenklub
anzunehmen. Und auch eine in der BILD gefundene Stellenanzeige, in der
eine PROSTITUIERTE gesucht wurde, sorgte für Aufsehen, als ich sie laut
im Zug vortrug.
In Dortmund angekommen, sahen wir gleich ein Rudel Hertha Fans, die
gsindelmäßig auf sich aufmerksam machten.
Dortmund ist - das muss man anmerken - um einiges netter anzusehen als
Gelsenkirchen, eine geräumige Fuzo mit vielen Christmas Standln wurde von
uns ausgiebigst durchforstet, ehe wir in einem Lokal landeten, wo wir kräftig
dinierten und Bier schlucki schlucki machten. Danach waren wir so richtig
angefressen und vermochten uns kaum zu rühren. Als Mattl schon am Tisch
einzuschlafen drohte, beschlossen wir zum Westfalenstadion hinauszufahren.
Nach 8 Minuten U - Bahnfahrt befanden wir uns schließlich vor einem
weiteren wunderschönen Fußballtempel Deutschlands - natürlich besorgten
wir uns einen Schal des BVB denn schließlich ist das für Südkurvenbesucher
fast Pflicht. Die halbe Stunde bis zum Einlass vertrieben wir uns mit
Bier, da war es dann kalt. Um halb zwei wurden die Tore geöffnet und wir
betraten die steilste und größte Fantribüne Europas - eine Stunde vor
Spielbeginn war die Tribüne bereits gefüllt und jetzt rächte sich jedes
Bier, denn der Weg zum Klo wurde zu einem Abenteuerparcours. Rainer wollte
dem überhaupt entgegen wirken und beschloss fortan in einen Becher zu
pissen, doch gerade als er damit zu Gange war, baten zwei Haserl um
Durchlass. Da musste Mattl so gackern, dass man hinter uns munkeln hörte,
solche Drogen auch gerne zu haben.
In unsere Ecke standen ganz annehmbare Leute, mit denen wir uns gut
unterhielten. Die Aufstellung ging dann wirklich unter die Haut, als knapp
27.000 (von insgesamt 77.000) Zuseher jeden Namen brüllten.
Der Wirbel war echt gigantomanisch, flaute aber zunehmend ab, als das
Spiel einfach nicht auf Touren kam. Ein Kopfball von Gambino ging knapp am
leeren Tor vorbei, was aber schon der einzige Aufreger in Hälfte eins
war. In der Halbzeitpause ging es wieder rund in unserem Sektor, denn wir
standen in einer Ecke, wo scheinbar alle durchwollten - und das auf
einmal, was besonders Mattl mit seiner gefundenen Aids-Haube zu schaffen
machte. Hälfte zwei wurde nicht besser, doch in der 69.Minute stand es
aus heiterem Himmel 1:0 als Leandro einen scheinbar harmlosen Schuss
abzog, der sich zur Überraschung aller über Torhüter Kiraly ins Tor
senkte. Der Wirbel, der jetzt einsetzte war schlicht ohrenbetäubend - gut
dass wir bei einem Geländer standen, denn die von hinten kommenden
Druckwelle schien alles mitzureißen. Unglaublich!! Alle rechneten nun,
dass es bei diesem 1:0 Erfolg der Dortmunder blieb, denn die Berliner
waren bis zu diesem Zeitpunkt kein einziges Mal gefährlich vor das Tor
gekommen. Dennoch war 10 Minuten später wieder gleichstand angesagt - die
Berliner glichen durch Matlung aus.
Da Dortmund bis zum Spielende unverständlicherweise nichts mehr
unternahmen, wurde aus den Anfeuerungen ein gellendes Pfeifkonzert. Es
blieb beim 1:1. Mittlerweile war es richtig schweinekalt geworden, doch in
einer U-Bahn landeten wir erst 80 Minuten nach Abpfiff - scheinbar wollten
alle 77.000 mit der U-Bahn fahren - organisatorisch nicht einwandfrei.
Als endlich eine Bahn vor unserer Nase stehen blieb, wurde ich wie in
einer Sogwelle ins Innere gesaugt, wo sogleich die Post abging.
Lustige Sprüche und Lieder wurden gehört, wie etwa: Der Ebbe Sand, der
Ebbe Sand, der Ebbe Sand der wird verbrannt.
Oder: der Olaf Thon, der Olaf Thon, der Olaf Thon f***t seinen Sohn. Am
Bahnhof war ebenfalls Hölle los, ehe wir in einer langsamen S-Bahn
Richtung Düsseldorf fuhren, wo wir fast einzuschlafen drohten. Speziell
mir und dem langen Klumpert (wie ihn Dr. Bernd in einer weisen Minute mal
nannte) ging es gar nicht gut - da uns fror und wir müüüüde waren.
Da beschloss Bernd der Kapitän in Bochum auszusteigen, weil "mit dem
Pimperlzug kenn ma morgn Bielefeld vergessen".
Am Bochumer Bahnhof soff ich gleich mal einen Kaffee, der mich wieder
aufbaute. Da wir noch warten musste, sahen wir allerhand lustige
Gestalten, wie etwa einen Möchtegern-Stricher und auch einige Drogensüchtige.
Mattl zitterte am ganzen Körper: "Des kann was werden im
Februar!!" Schließlich saßen wir dann doch in einem Zug, mussten
aber in Hagen abermals raus - umsteigen.
Die ganze Heimfahrt schlauchte uns doch sehr und machte uns etwas schlapp.
Um etwa 10 kamen wir endlich in Köln an, wo es galt, unsere von Rainer
gecheckte Unterkunft zu finden. Berndi schwante dabei Übles, da er
glaubte, dass es für einen Check - In schon zu spät sei - er wollte
lieber ins IBIS. Da wollte Mattl allerdings nicht hin, weil "des kaun
i ma net leisten."
Also fuhren wir mit der U-Bahn ein paar Stationen. Laut eines Planes, den
man Rainer geschickt hatte, sollte die Herberge 5 Minuten von dieser
Station entfernt sein, doch 45 Minuten später irrten wir nach wie vor am
dunklen Rheinufer herum. Mattl stand bereits kurz vor einem Schweiß-Kollaps,
als wir das Haus doch noch fanden, das sogar in Sichtweite besagter
Station lag!!!
In der Herberge wurden wir von einem Fatzke (der sah Wawa total ähnlich)
an eine olle Hippe weitergeleitet - er kannte sich mit dem Computer nicht
aus. Die junge nicht unattraktive Chefin hämmerte am Computer herum und
kam drauf, dass das Geld noch nicht überwiesen sei, obwohl Rainer mit
einem Beleg vor ihrer Nase herumwedelte. Das wurde uns schließlich auch
geglaubt, ehe es den nächsten Schock setzte: versprach uns Rainer doch
eine hauseigene Disco, die es nicht gab!!
Also setzten wir uns nach Besichtigung der Zimmer mit 17 Bier in den
Aufenthaltsraum gemütlich machten. "De Bier hob i schon ganz sche
gspürt", steckte mir der weise Bernd am folgenden Morgen.
Um etwa halb zwei schlichen wir dann in unsere Zimmer, wo ich mich endlich
ausstrecken konnte. |