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Erst vor zwei Tagen bekam
ich ein e-mail vom Gerry, seines Zeichen Leader der Wiener Neustädter
Ultras, in dem er uns einlud nach Ardagger zu kommen, um die Neustädter
auf ihrer "Abstiegstour" zu begleiten.
Die Gelegenheit packten Grabomir, Yang und ich an diesem ohnehin öden
Ostersonntag am Schopf und begaben uns in das Bauerndorf nahe Amstetten.
Dort angekommen brauchten wir nur den leeren Bierflaschen zu folgen, um
ins Innere des Dorfplatzes zu kommen, wo sich bereits zahlreiche Ultras
des WNSC für bevorstehende "Probleme" mit Bier stärkten. Neben
uns durften sie auch acht Anhänger von Blau - Weiß Linz willkommen heißen.
Nachdem wir uns ebenfalls ordnungsgemäß etwas stärkten, ging es schon
in die hinterste Ecke der borkenkäfergeschädigten Holztribüne - vorbei
an vorerst ruhigen und sittsamen, einfachen bäuerlichen Gemütern.
Die Stimmung der Ultras war von Anfang an wirklich gut - so wie unsere
leider schon länger (muss man wirklich zugeben) nicht mehr ist. Zuerst
wurden einige Rauchtöpfe entzunden, dann nach Strich und Faden die
Mannschaft unterstützt bzw. Gegenspieler wüst beschimpft - sogar ganz
persönlich und mit Megaphon hihi. Der Ardagger - Spieler mit der Nummer
10 wurde besonders nett behandelt - wahrscheinlich musste er gerade
deshalb in der Halbzeitpause in der Kabine bleiben, wo er Gerüchten zu
folgen noch immer ist und sich an einer Psychose behandeln lässt.
Das Spiel ließ in der ersten Hälfte allerdings sehr zu wünschen übrig
und stand auf äußerst schwachem Niveau.
In der Halbzeitpause teilten die Ultras kleine Papierkärtchen aus, so
quasi als Papierschnipselregen gedacht, und das Unheil nahm seinen Lauf.
Beim Betreten der Mannschaften flogen die Kärtchen in die Luft oder
gleich aufs Feld, wie in meinem und in einem weiteren Fall. Das bewirkte
natürlich eine Unterbrechung, denn eine Handvoll emsiger Bauern wurden
aufs Feld geschickt um das Unheil zu bereinigen. Selbst einige Kinder
nahmen am fleißigen Bauerntrupp teil, wahrscheinlich hatte man ihnen
zuvor ein paar ranzige Ostereier aus Bauer Knorkes Legehühnerfarm
versprochen. Etwa 10 Minuten später als geplant wurde die Partie wieder
angepfiffen.
In der 50.Minute schließlich der einzige und entscheidende Treffer der
Partie, der das Spiel zu Gunsten der Hausherren entschied und zwar nach
einem schrecklichen Stellungsspiel der Neustädter Abwehr. Die gesamte
Tribüne schimpfte nun auf die wackere Fangruppe aus dem Süden NÖ herüber,
doch diese konterten mit einem heiteren Doppelhalter, auf dem die simplen
aber wirksamen Worte "Scheiß Bauern" enthalten waren.
Bereits jetzt bellten einige Farmersleut wie ein paar tollwütige
kastrierte Hunde - sprich: die Stimmung war am Knistern. Dann musste ich
aufs Klo, wobei ich eine quäkende Kinderstimme hörte, die mich Absteiger
nannte. Ich hielt besagtem Bubi nur meinen KSC-Schal vors Gesicht und sprach
die Worte: Mein Gott warum hast du mich verlassen. Ach so, dass war ein
anderer, nein, ich sprach: Da wo wir sind, werdet ihr nie hinkommen, du
Bauer! Gerade als ich meine Ecke im Blickfeld hatte, eskalierte es. Alle
Bauern sprangen auf, um einen guten Blick zu haben, denn nun wurde
ordentlich randaliert! Ein ortsansässiger Mistgabelschwinger fühlte sich
provoziert, stürmte herüber und schlug sofort zu, aber so geht es nicht. Die
Neustädter ließen sich nicht ans Bein pinkeln - na, und die Linzer schon gar
nicht. Das Spiel war längst unterbrochen, denn einige Beteiligten prügelten
sich bereits im Spielfeldraum. Die Ordner plusterten und gurgelten und
hatten allerlei Mühe, die Bauern vom Normalvolk zu trennen.
Dutzende "wichtige" Leute standen plötzlich vor uns, obwohl der
Auslöser des, nennen wir es "Vorfalls", schon längst in der
Menge verschwunden war. So hatten natürlich die Gästefans den buchstäblichen
"Scherm" auf. Der Schiri traute sich erst nach 20 Minuten wieder
anzupfeifen, also erst nach Ankunft dreier Exekutivler. Dann fuhren wir
bald, wobei auch wir das Bad in der Menge "genossen".... |