11.04.2004 Ardagger - 1.Wiener Neustädter SC
Erst vor zwei Tagen bekam ich ein e-mail vom Gerry, seines Zeichen Leader der Wiener Neustädter Ultras, in dem er uns einlud nach Ardagger zu kommen, um die Neustädter auf ihrer "Abstiegstour" zu begleiten. Die Gelegenheit packten Grabomir, Yang und ich an diesem ohnehin öden Ostersonntag am Schopf und begaben uns in das Bauerndorf nahe Amstetten. Dort angekommen brauchten wir nur den leeren Bierflaschen zu folgen, um ins Innere des Dorfplatzes zu kommen, wo sich bereits zahlreiche Ultras des WNSC für bevorstehende "Probleme" mit Bier stärkten. Neben uns durften sie auch acht Anhänger von Blau - Weiß Linz willkommen heißen. Nachdem wir uns ebenfalls ordnungsgemäß etwas stärkten, ging es schon in die hinterste Ecke der borkenkäfergeschädigten Holztribüne - vorbei an vorerst ruhigen und sittsamen, einfachen bäuerlichen Gemütern. Die Stimmung der Ultras war von Anfang an wirklich gut - so wie unsere leider schon länger (muss man wirklich zugeben) nicht mehr ist. Zuerst wurden einige Rauchtöpfe entzunden, dann nach Strich und Faden die Mannschaft unterstützt bzw. Gegenspieler wüst beschimpft - sogar ganz persönlich und mit Megaphon hihi. Der Ardagger - Spieler mit der Nummer 10 wurde besonders nett behandelt - wahrscheinlich musste er gerade deshalb in der Halbzeitpause in der Kabine bleiben, wo er Gerüchten zu folgen noch immer ist und sich an einer Psychose behandeln lässt. Das Spiel ließ in der ersten Hälfte allerdings sehr zu wünschen übrig und stand auf äußerst schwachem Niveau. In der Halbzeitpause teilten die Ultras kleine Papierkärtchen aus, so quasi als Papierschnipselregen gedacht, und das Unheil nahm seinen Lauf. Beim Betreten der Mannschaften flogen die Kärtchen in die Luft oder gleich aufs Feld, wie in meinem und in einem weiteren Fall. Das bewirkte natürlich eine Unterbrechung, denn eine Handvoll emsiger Bauern wurden aufs Feld geschickt um das Unheil zu bereinigen. Selbst einige Kinder nahmen am fleißigen Bauerntrupp teil, wahrscheinlich hatte man ihnen zuvor ein paar ranzige Ostereier aus Bauer Knorkes Legehühnerfarm versprochen. Etwa 10 Minuten später als geplant wurde die Partie wieder angepfiffen. In der 50.Minute schließlich der einzige und entscheidende Treffer der Partie, der das Spiel zu Gunsten der Hausherren entschied und zwar nach einem schrecklichen Stellungsspiel der Neustädter Abwehr. Die gesamte Tribüne schimpfte nun auf die wackere Fangruppe aus dem Süden NÖ herüber, doch diese konterten mit einem heiteren Doppelhalter, auf dem die simplen aber wirksamen Worte "Scheiß Bauern" enthalten waren. Bereits jetzt bellten einige Farmersleut wie ein paar tollwütige kastrierte Hunde - sprich: die Stimmung war am Knistern. Dann musste ich aufs Klo, wobei ich eine quäkende Kinderstimme hörte, die mich Absteiger nannte. Ich hielt besagtem Bubi nur meinen KSC-Schal vors Gesicht und sprach die Worte: Mein Gott warum hast du mich verlassen. Ach so, dass war ein anderer, nein, ich sprach: Da wo wir sind, werdet ihr nie hinkommen, du Bauer! Gerade als ich meine Ecke im Blickfeld hatte, eskalierte es. Alle Bauern sprangen auf, um einen guten Blick zu haben, denn nun wurde ordentlich randaliert! Ein ortsansässiger Mistgabelschwinger fühlte sich provoziert, stürmte herüber und schlug sofort zu, aber so geht es nicht. Die Neustädter ließen sich nicht ans Bein pinkeln - na, und die Linzer schon gar nicht. Das Spiel war längst unterbrochen, denn einige Beteiligten prügelten sich bereits im Spielfeldraum. Die Ordner plusterten und gurgelten und hatten allerlei Mühe, die Bauern vom Normalvolk zu trennen. Dutzende "wichtige" Leute standen plötzlich vor uns, obwohl der Auslöser des, nennen wir es "Vorfalls", schon längst in der Menge verschwunden war. So hatten natürlich die Gästefans den buchstäblichen "Scherm" auf. Der Schiri traute sich erst nach 20 Minuten wieder anzupfeifen, also erst nach Ankunft dreier Exekutivler. Dann fuhren wir bald, wobei auch wir das Bad in der Menge "genossen"....