|
Der Tag, an dem mein
26. Groundhop beginnen sollte war gekommen. Die Mitreisenden Andl, Günter,
El Capitano Berndi sowie Rainer trafen sich im Doll-Stadion zur ersten Hälfte
des Spieles zwischen dem KSC und Kottingbrunn.
Unmittelbar nach dem Kremser Ausgleich (später verloren sie noch mit 1:2)
verließen wir das Oval und begaben uns auf die Reise. R musste zuhause
noch seinen Proviant abholen - es kam daher zu einer schicksalshaften
Begegnung zwischen Bernd und dem Öheim.
Um 21.15 verließ der Zug das elende Glanzstoffnest und schon bald hatten
wir es uns im geräumigen Fahrradabteil gemütlich gemacht, wo wir Bier
tranken und Süßes verspeisten. In unser Abteil wollten wir nicht, nicht
nur, weil es zu eng war, sondern weil dort ein unsympathischer Chinamann
sein chaotisches Unwesen trieb. Bald aber sollten wir - eigentlich ja nur
Bernd - Probleme bekommen, denn wir waren der Meinung des Zugbegleiters zu
laut und hatten außerdem keinen Fahrradpass. So wollte der lästige
Trainchief gleich die Dienstnummer von ÖBB - Berndi wissen, blöd aber
bitte. Um halb zwei oder so hatten wir genug und schlichen ins Abteil, wo
der Mr. Wang schon schnürchelte. Aber nicht lange, denn als
Wurstsemmelgundl in seine Liege kriechen wollte, fiel die Leiter um und
dem Chinesen auf den Kopf! Komisch, dass dieser dann sogar mitgeholfen
hatte, die Leiter in ihre ursprüngliche Position zu bringen. Nur drei
Stunden später war der spärliche Schlaf schon beendet, denn da waren wir
schon in Mannheim. Da sahen wir grauslige Typen, meiner Seel´. Außerdem
musste ich knacken und hatte das unwahrscheinliche Glück, dass von den
drei vorhandenen Toiletten tatsächlich eine nicht komplett zugeschissen
war, wie die anderen beiden. Unterdessen wollte Berndi das Frühstück
aufnehmen, doch es gab für ihn kein Fleischkäsebrötchen mit Zwiebeln,
ist ja allerhand. Um 5.59 ging es dann weiter nach Kaiserslautern, wo es
gleich wieder komisch zuging. Ein vollkommen betrunkener Gladbach-Fan
(Kategorie: armer Patsch) gesellte sich zu uns dazu. Er war nicht nur
betrunken, sondern hatte sich auch noch vollgepisst. In der nächsten
Stunde erzählte er uns von der vergangenen Nacht, von den verwunschenen
roten Betze - Teufeln - die er sonst wo hinwünschte - und von
kulinarischen Stätten in Deutschland. Nachdem wir ihm von einem Sturz
aufgeholfen hatte, wollte er dem schlafenden Papa (so nannte er Rainer)
die Schuhe ausziehen, was ihm allerdings nicht gelang. Berndi wurde von
ihm Pferdchen genannt. Als er zu Rauchen begann, wurde ein wachsamer Bulle
im Nebenabteil auf ihn aufmerksam und drohte ihn, aus dem Zug zu werfen -
er rauchte allerdings fröhlich drauf weiter. Dann geschah das Unfassbare:
the Long Zierli schmiss ein Taschentuch nach dessen Benutzung einfach auf
den Boden und schon wieder stand der grüne Affe vor uns. Er drohte den
Grenzschutz in K´lautern anzurufen, um uns den Zugang zum Spiel zu
verwehren. Außerdem bezichtigte er uns alle, vollkommen abgefüllt zu
sein, Mooooment...Zum Taschentuch am Boden: Günter meinte zum Kiberer,
dass er es nur ZUFÄLLIG weggeschmissen habe (ein Wahnsinn die Meldung).
Außerdem stierte er ihn geistreich an, so als ob er wartete, dass Der Grüne
es aufheben würde. Dann waren wir Gottlob bald in Lautern, wo wir jetzt
den langsam aufdringlich werdenden Gladbach - Fan loswerden mussten. Das
geschah dann auch relativ rasch. In Lautern war zu dieser frühen Stunde
(noch dazu ein Feiertag) ordentlich nix los - selbst in der aus
Nuttenlokalen bestehenden Straße, in die es uns verschlug. Lediglich aus
einem Fan Lokal drang schon alkoholgeschwängerter Wirbel auf die Gassen.
Zurück am Bahnhof mussten wir nochmals frühstücken - logisch, dass ich
nachher schon wieder knacken musste. Nach diesem fetttriefenden Mahl
beschlossen wir, mal zum Betzte raufzuschauen, wo wir nach 20 Minuten
schweißgebadet ankamen. Nur die Betrachtung einer wundervollen
Nacktschnecke (Andi: Haum ma jetzt Naturkunde, oder wos?) lies lustige
Stimmung aufkommen. Nachdem wir eine Weile ums Fritz-Walter-Stadion
herumgeschlichen waren, ging es zurück in die City, wo Gott sei Dank
schon ein Kaffeehaus offen hatte. Dort ließen wir uns für die nächsten
paar Stunden nieder und warteten auf eine Hochzeit in der gegenüberliegenden
Kirche, die nie vollzogen wurde. Außerdem trafen wir Hr. Stelzenbein,
eine Wamperdudel und einen asymetrischen Mann mit Beinwunde. Nach ein paar
Bieren aßen wir noch zu Mittag, ehe wir gegen halb eins zum Stadion
aufbrachen. Die Straßen waren mittlerweile voll von beiderlei Fans - alle
grüßten freundlich, das gefiel uns sehr.
Nach einer letzten Betrachtung des Wunderkugelbrunnens musste sich R ein
Eis kaufen, dass aber auf die Straße klatschte.
Der steile Weg zum Stadion wurde also ein zweites Mal genommen und wenig
später befanden wir uns im Inneren, wo es haufenweise Trinkstellen und
sonstiges gab. Selbst Andi griff da nach 2 Jahren wieder mal zu. Etwa 5000
Fans waren aus Gladbach mitgekommen - leider saßen wir nicht in deren
Sektor, sondern mussten uns einen Block mit Lauterer teilen. Obwohl es
auch in unserer Ecke genügend Gladbacher gab.Einige davon waren total überrascht,
dass wir eigens aus Österreich angereist waren. Ein Fanbeauftragter von
Gladbach war sogar so begeistert, dass er uns den Versuch versprach,
Karten fürs allerallerallerletzte Spiel am Bökelberg gegen 1860 zu
besorgen, sowie fürs Eröffnungsspiel im neuen Stadion am 30.JULI
(Gegner: Real, Liverpool oder Inter).
Hiermit natürliche herzliche Grüße nach Gladbach an Peter Ormanns,
sowie den weiteren tollen Leuten in unserem Eck (falls sie das lesen,
hehe). Das Spiel begann dann aus Gladbacher Sicht nicht so toll, denn
Lautern ging bereits nach 3 Minuten durch Altintop mit 1:0 in Führung.
Danach spielte allerdings fast nur mehr Gladbach - zwingende Chancen gab
es allerdings auch nicht wirklich, bis auf einen Stangenkopfball kurz vor
der Pause - der hätte aus dieser Distanz aber eigentlich drinnen sein
sollen. Nach der Pause folgte allerdings der nächste Schock, als der Ball
durch die gesamte Gladbacher Abwehr durchrollte, und Hristov keine
Probleme mehr hatte, den Ball zum 2:0 zu verwerten. Andi meinte mit weißem
Gesicht: Des is der Abstieg! Auch Berndi war zu diesem Zeitpunkt nicht
mehr froh im Herzen, denn in München hatten die Leverkusener die 1:0 Führung
der Löwen - Berndi´s Löwen(!!!) - egalisiert.
Da wurde ihm auch nicht wohler, dass ihn alle in unserem Eck schon Kapitän
nannten. Am Feld spielte weiterhin nur Gladbach und nur 5 Minuten später
hieß es nur mehr 2:1 für Lautern, als Broich den Wiese im Tor mit einem
Schuss ins kurze Eck überraschte.
So stand es dann auch bis zum anzeigen der Nachspielzeit. So wie in Hälfte
ein war Gladbach klar überlegen, konnte allerdings keine Chance verwerten
- so reagierte Wiese in der 85.Minute mit einem glänzenden Reflex. Alle
Gladbach-Fans schauten bereits betröppelt aus der Wäsche, als auf einmal
kollektiver Jubel ausbrach: Demo hatte nach herrlicher Vorarbeit des überragenden
Gladbachers Broich, ausgeglichen. So einen Jubel habe ich bisher selten
erlebt - alle lagen sich in den Armen, es war wie in Ekstase!!
Kurz danach erfolgte der Schlusspfiff!! Ein wichtiger Punkt für Gladbach
im Abstiegskampf! Vor dem Stadion kam es dann noch zu einer Keilerei
zwischen den gegnerischen Anhängern, die von der Bullerei allerdings
schnell unterbrochen wurde. Kurz aber heftig! Überall schwirrte nun die
Polizei herum, denen ich fast im Weg stand. Auf dem Weg zum Bahnhof war
nur Berndi schweigsam - er blickte traurig gen Himmel weil seine 60er nur
1:1 gespielt hatten. Wir anderen waren fröhlich und huldigten in der
Fahrt nach Mannheim den Ersatzwawa (O - TON eines Gladbach-Fans:
Ersatzwawa? Ist das ein anderes Wort für Wixer?) in Stegreif-Liedern.
Auch eine im Abteil sitzende Nonne wurde von uns gehuldigt, die schaute
dann aber sehr traurig. In Mannheim dinierten wir noch beim Jugo, bevor es
um Mitternacht nach St. Pölten zurückging! |