14.05.2005 FC Genua 1893 - A.C. Cesena
Nach einer langen künstlerischen Schaffenspause meldet sich der Oberberichterstatter Nummer Uno wieder zurück - mit interessanten Spielberichten und Nebendetails aus In- und Ausland. Gleich nach dem Spiel ging es mit Robertos Wagen (in dem seit über einem Jahr die Ölkontrollleuchte flackert..) gen Italien - mein erster Groundhop über den Brennero seit 12 Jahren. Knapp 11 Stunden sollte die Fahrt nach Genua dauern, Zeit genug also um nostalgische G´schichtln über Ersatzwawa und ähnliche Deppen (und Hunde namens Loisl) aufzuwärmen. Augen zudrücken war also nicht wirklich drinnen und gegen drei Uhr früh herum passierten wir den schauderhaft hohen Brenner (Gott sei dank war um diese Uhrzeit nix zu sehen). Beim Tankstopp in der Nähe von Trento machten wir einen zur Tankstelle gehörigen Trödlerladen aus, der Mussolini-Wein, Peitschen und sonstige Utensilien vertrieb. R dachte auch an unserer Traisenfreunde und besorgte sich einen Baseball-Schläger zum Okassionspreis. In einem Autogrill warfen wir in der Nähe von Verona ein mundendes Frühstück ein und beobachteten ein paar Polenweiber auf dem Weg zur Körperpflege in die angrenzende Waschstraße. Gegen halb elf kamen wir schließlich ziemlich geschlaucht in Genua an - und es begann zu regnen. Genua ist schon eine komische Stadt, bestehend aus zig Hochhäusern die auf Hügeln gebaut in den Himmel ragen, ein bisschen Altstadt und natürlich einem Hafen. Nach etlichem Durchfragen fanden wir schließlich den Weg zum Stadio Luigi di Ferraris, dass mitten in der Stadt liegt. Unmittelbar an das Stadion angrenzend besorgten wir uns in einem Fanklub-Stüberl Tickets für das Abendmatch. Die Leute dort waren sehr freundlich, frischten ihre Deutschkenntnisse auf und warnten uns vor Autoladris. Nach dem Kauf und einem Bier ging es in ein Wirtshaus, wo uns ein alter Mann ständig anseidelte - der ging mir auf die Nerven. Als wir Wein orderten, schleppte er gleich einen Doppler vino rosso an, den wir dann trinken mussten. Auch beim Essen mussten wir auf Verdacht bestellen - denn mit Englisch oder Deutsch war da nix. Sichtlich gestärkt machten wir uns danach auf, um ein Quartier zur Verbringung der Nacht zu finden. Fündig wurden wir in der Via XX Septembre, nachdem uns ein schäbiges, abgefucktes, frischmörtelriechendes Scheißquartier in einer anderen Straße nicht zugesagt hatte, auch der Witzbold mit dem Umhangtascherl war uns nicht recht koscher. Nach einer Herumlatscherei am Hafen - wo urplötzlich ein heftiger Gewitterregen niederging - brachen wir bald zum Stadion auf: in den umliegenden Straßen und Gassen herrschte bereits reger Betrieb - in etlichen Fenstern hingen Fahnen mit den Clubfarben des FC heraus. Sampdoria Fans dürfte es da nicht zu viele geben. Das Innere des Stadions bietet schon eine herrliche Kulisse (Bilder folgen...) und das Spiel war das Beste, dass ich seit längerem gesehen habe. Als Choreo wurden auf der gegenüberliegenden Tribünenseite 23 gezählte Bengalen gezunden, sowie etliche Papierschnipseln in die Luft geschmissen. Nix außergewöhnliches, aber doch ziemlich eindrucksvoll. Auf der Haupttribüne rechts neben uns gabs ebenfalls eine Choreo zu bewundern - nämlich die Clubfarben des FC. Der blanke Wahnsinn allerdings waren die etwa 200 mitgereisten Fans aus Cesena, die das ganze Spiel (und darüber hinaus) mitsangen und Fahnen schwenkten, was müssen die für Arme haben...Und das obwohl es sportlich für sie um nix mehr ging. Anderes war beim FC Genua der Fall, dem derzeitigen Tabellenführer der Serie B, der mit diesem Spiel den Aufstieg in die Serie A fixieren wollte. Dennoch geben die Gäste in der Anfangsphase klar den Ton an: nach nur drei Minuten und zwei Hochkarätern führten sie überraschend mit 1:0. Nur 15 Minuten später stand es 1:1 nach dem ein herein geschlagener Eckball ins Netz gespitzelt wurde. Dabei blieb es auch bis zur Pause, trotz rollender Angriffe der Genuesen. In der zweiten Hälfte bot sich den Zusehern das selbe Bild wie in Hälfte. Die Gäste begannen wie von der Tarantel gestochen und stellten in der 53.Minute auf 2:1, ehe kurz darauf Genua mit einem sehenswerten Tor erneut ausgleichen konnte. Das Spiel wogte nun hin und her und fast schien es, als hätte Genua den ersehnten Dreier einfahren können (ein unglücklich abgefälschter Ball sorgte für die erstmalige Führung in diesem Spiel) ehe Cesena kurz vor Schluss nach einem fürchterlichen Abwehrfehler zum 3:3 ausgleichen konnte. Auf den Tribünen war der Teufel los: die Cesena Fans drehten sprichwörtlich durch, während in den Genua -Rängen das Schirigespann aus Übelste bepöbelt wurde. Von der Stimmung her war es schon einmalig... Nachdem wir den Cesena - Fans noch einige Zeit beim Jubeln zusahen, brachen wir zum Mitternachtsdinner in die Innenstadt auf, bevor wir nach über 40 Stunden erst mal ins Bett fielen.