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Nach einer langen künstlerischen
Schaffenspause meldet sich der Oberberichterstatter Nummer Uno wieder zurück
- mit interessanten Spielberichten und Nebendetails aus In- und Ausland.
Gleich nach dem Spiel ging es mit Robertos Wagen (in dem seit über einem
Jahr die Ölkontrollleuchte flackert..) gen Italien - mein erster
Groundhop über den Brennero seit 12 Jahren. Knapp 11 Stunden sollte die
Fahrt nach Genua dauern, Zeit genug also um nostalgische G´schichtln über
Ersatzwawa und ähnliche Deppen (und Hunde namens Loisl) aufzuwärmen.
Augen zudrücken war also nicht wirklich drinnen und gegen drei Uhr früh
herum passierten wir den schauderhaft hohen Brenner (Gott sei dank war um
diese Uhrzeit nix zu sehen). Beim Tankstopp in der Nähe von Trento
machten wir einen zur Tankstelle gehörigen Trödlerladen aus, der
Mussolini-Wein, Peitschen und sonstige Utensilien vertrieb. R dachte auch
an unserer Traisenfreunde und besorgte sich einen Baseball-Schläger zum
Okassionspreis.
In einem Autogrill warfen wir in der Nähe von Verona ein mundendes Frühstück
ein und beobachteten ein paar Polenweiber auf dem Weg zur Körperpflege in
die angrenzende Waschstraße.
Gegen halb elf kamen wir schließlich ziemlich geschlaucht in Genua an -
und es begann zu regnen. Genua ist schon eine komische Stadt, bestehend
aus zig Hochhäusern die auf Hügeln gebaut in den Himmel ragen, ein bisschen
Altstadt und natürlich einem Hafen.
Nach etlichem Durchfragen fanden wir schließlich den Weg zum Stadio Luigi
di Ferraris, dass mitten in der Stadt liegt. Unmittelbar an das Stadion
angrenzend besorgten wir uns in einem Fanklub-Stüberl Tickets für das
Abendmatch. Die Leute dort waren sehr freundlich, frischten ihre
Deutschkenntnisse auf und warnten uns vor Autoladris.
Nach dem Kauf und einem Bier ging es in ein Wirtshaus, wo uns ein alter
Mann ständig anseidelte - der ging mir auf die Nerven. Als wir Wein
orderten, schleppte er gleich einen Doppler vino rosso an, den wir dann
trinken mussten. Auch beim Essen mussten wir
auf Verdacht bestellen - denn mit Englisch oder Deutsch war da nix.
Sichtlich gestärkt machten wir uns danach auf, um ein Quartier zur
Verbringung der Nacht zu finden. Fündig wurden wir in der Via XX
Septembre, nachdem uns ein schäbiges, abgefucktes, frischmörtelriechendes
Scheißquartier in einer anderen Straße nicht zugesagt hatte, auch der
Witzbold mit dem Umhangtascherl war uns nicht recht koscher.
Nach einer Herumlatscherei am Hafen - wo urplötzlich ein heftiger
Gewitterregen niederging - brachen wir bald zum Stadion auf: in den
umliegenden Straßen und Gassen herrschte bereits reger Betrieb - in
etlichen Fenstern hingen Fahnen mit den Clubfarben des FC heraus.
Sampdoria Fans dürfte es da nicht zu viele geben.
Das Innere des Stadions bietet schon eine herrliche Kulisse (Bilder
folgen...) und das Spiel war das Beste, dass ich seit längerem gesehen
habe. Als Choreo wurden auf der gegenüberliegenden Tribünenseite 23 gezählte
Bengalen gezunden, sowie etliche Papierschnipseln in die Luft geschmissen.
Nix außergewöhnliches, aber doch ziemlich eindrucksvoll. Auf der
Haupttribüne rechts neben uns gabs ebenfalls eine Choreo zu bewundern - nämlich
die Clubfarben des FC. Der blanke Wahnsinn allerdings waren die etwa 200
mitgereisten Fans aus Cesena, die das ganze Spiel (und darüber hinaus)
mitsangen und Fahnen schwenkten, was müssen die für Arme haben...Und das
obwohl es sportlich für sie um nix mehr ging. Anderes war beim FC Genua
der Fall, dem derzeitigen Tabellenführer der Serie B, der mit diesem
Spiel den Aufstieg in die Serie A fixieren wollte.
Dennoch geben die Gäste in der Anfangsphase klar den Ton an: nach nur
drei Minuten und zwei Hochkarätern führten sie überraschend mit 1:0.
Nur 15 Minuten später stand es 1:1 nach dem ein herein geschlagener
Eckball ins Netz gespitzelt wurde. Dabei blieb es auch bis zur Pause,
trotz rollender Angriffe der Genuesen. In der zweiten Hälfte bot sich den
Zusehern das selbe Bild wie in Hälfte. Die Gäste begannen wie von der
Tarantel gestochen und stellten in der 53.Minute auf 2:1, ehe kurz darauf
Genua mit einem sehenswerten Tor erneut ausgleichen konnte. Das Spiel
wogte nun hin und her und fast schien es, als hätte Genua den ersehnten
Dreier einfahren können (ein unglücklich abgefälschter Ball sorgte für
die erstmalige Führung in diesem Spiel) ehe Cesena kurz vor Schluss nach
einem fürchterlichen Abwehrfehler zum 3:3 ausgleichen konnte.
Auf den Tribünen war der Teufel los: die Cesena Fans drehten
sprichwörtlich durch, während in den Genua -Rängen das Schirigespann aus
Übelste bepöbelt wurde.
Von der Stimmung her war es schon einmalig...
Nachdem wir den Cesena - Fans noch einige Zeit beim Jubeln zusahen,
brachen wir zum Mitternachtsdinner in die Innenstadt auf, bevor wir nach
über 40 Stunden erst mal ins Bett fielen. |