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Nun ja, es ging also wieder
mal nach England - zum dritten mal in diesem Jahr, und da die Anreise so
chaotisch war, schreibe ich auch kurz darüber. Wie ja manche wissen,
leide ich etwas an Flugangst, womit wieder mal die Eisenbahn als
Zweckmittel herhalten musste. Bruder R. hatte da nicht viel zu melden. Wir
trafen uns um halb acht am Westbahnhof, von wo aus eine Stunde später die
Möhre nach Paris aufbrach. Ein Rucksack voller Heineken sollte uns
begleiten. Gleich mal Stress gab es, als uns der leicht verwahrlost
wirkende Schaffner mitteilte, dass unser Abteil doppelt gebucht war - also
bekamen wir ein eigenes Abteil zugeschanzt. Sollte das Glück mal auf
unserer Seite sein? Eine Reise ohne Bauern oder anderes lästiges Volk in
unserem Abteil? Nachdem das Bier alle war, beschloss ich etwas zu
schlafen, während R die Möglichkeit nutzte weiter zu saufen. Irgendwann
so gegen halb zwei wurde ich munter - wir standen irgendwo in der Einöde
kurz vor Augsburg. R war fuchsteufelswild und drosch gegen die Tür des
Zugbegleiters, weil dieser ihm mitteilte, der Zug habe 2 Stunden Verspätung
und R deswegen den Eurostar in Paris flöten gehen sah. Ein bärtiger
Sandlertyp in DB-Uniform drohte R gar mit dem Rauswurf, weil ihn dieser
fotografierte. Grund für die Verspätung war ein lebensmüder Piefke, der
möglicherweise keine Geschenke zu Weihnachten bekam. Nach knapp 100
Minuten rollte der Zug weiter, wurde aber gleich wieder langsamer. Vorhang
auf, Blitzlicht. Mann auf den Schienen. Kopf weg - überall Blut!
Eindeutig tot! Welch ein Anblick! In Strassburg mussten wir um acht Uhr
die Möhre wechseln, weil es in Frankreich ein Gesetz gibt, dass ein Zug
der mehr als eine Stunde Verspätung hat schlichtweg gestrichen wird. Dem
Tobsuchtsanfall nahe erreichte die Scheißmöhre pünktlich um 11.54 Paris
Est - wir rüber zum Gare de Nord wo um 12.19 der Eurostar abfuhr. Gott
sei Dank mit uns drin, es ging sich tatsächlich haarscharf aus. Inklusive
Herzrasseln bis zum Scheiß Tunnel. |