02.01.2006 West Ham - Chelsea
So wie das alte Jahr endete, begann auch das neue: mit einem fußballerischen Doublefeature! Da ich ja Mitglied der Hammers bin, kam ich tatsächlich zu Karten zu diesem absoluten Schlager: WestHam - Chelsea: das ist Working Class gegen Upper Class, Low Budget gegen Richer than Rich, Cockney gegen Upper Class English, Proll gegen Noblesse! Nicht zu vergessen, dass ja auch einige Spieler von Chelsea Wurzeln bei West Ham haben, wie etwa John Terry (der es aus unwahrscheinlichen Gründen nicht aus der Jugendakademie der Hammers in die erste Auswahl schaffte...), Joe Cole oder eben ...Frank Lampard! Ankick war bereits um 12.45! Das ist nicht nur des Fernsehens wegen, sondern auch deshalb, um den Fans nicht genügend Zeit zum saufen zu geben... Um etwa halb elf waren wir bereits am Upton Park, um die Ankunft beider Teams zu beobachten. Leider kamen beide Busse so zu stehen, dass man die Spieler kaum sah. Dennoch ließen sich einige zu einem herzerfrischenden `Judas´ oder `Wanker!!´ hinreißen, als die Millionaros aus dem Bus krochen. Das Gefährt der Hammers glich dabei eher einem polnischen Reisebus, soviel zu den Relationen. Nach dem Kauf einiger wunderschöner T-Shirts ging es gegen halb zwölf ins Innere des Bobby Moore Stand (die Tribüne hinter dem Tor, auf der ich bisher noch nie stand...), wir waren die ersten. Bier her, knacken, rein ins Vergnügen! Die Zeit bis zum Anpfiff verging relativ knapp - einige Fans waren dem Herzinfarkt nahe, als sie die Spieler von Chelsea beim Aufwärmen `begrüßten´. Der Typ, der neben mir saß, war überhaupt der ärgste, der saß kaum. Kurz vor Anpfiff die Vereinshymne: Forever blowin´ bubbles!! So kalt ist es mir noch nie den Rücken runtergelaufen. Ein Wahnsinnswirbel, unglaublich (dieses Lied fungiert jetzt als Klingelton auf meinem Handy!!)!!! Auch während dem Spiel wurde dieses Lied immer wieder in verschiedenen Ecken angestimmt, und spontan von allen mitgesungen! Es war herrlich!! Auch das übliche Repertoire ließ sich hören, vor allem, weil es sich ausschließlich gegen Chelsea richtete: Einige Auszüge: "From Stamford Bridge to Upton Park, stick your blue flag up your arse" "Stamford Bridge is fallin down, fallin down....Goodbye Chelesa" "Chelsea is not Chelsea anymore" Frank Lampard wurde natürlich bei jeder Ballberührung ausgebuht oder mit einem lang gezogenen "Youuuu FAT BASTARD" bedacht, hihi. Auch das Essien nach nur 10 Minuten Verletzungs bedingt runter musste (Collins hatte ordentlich zugelangt, hihi) wurde mit Jubel quittiert. Es war echt am Brodeln, auch auf dem Feld gab es die derbyüblichen Scharmützel und Rudelbildungen. Lediglich fußballerisch wusste West Ham überhaupt nicht zu überzeugen - man befindet sich zur Zeit ja in einer kleinen Formkrise, obwohl man als Aufsteiger nach wie vor außerordentlich gut dabei ist. Jedenfalls hatte Chelsea das Heft in der Hand - der Ball rollte wie am Schnürchen und man hatte immer wieder Platz für Angriffe. Nach 16 Minuten war es ausgerechnet Lampard, der mit einem staubtrockenen Schuss vom 16er für die 1:0 Führung der Blues sorgte! Na, da ging es wieder ab auf den Tribünen - kaum einer der nicht stand und runterschimpfte, was das Zeug hielt! Bis zur Pause blieb es bei diesem Spielstand, obwohl West Ham bis zur Halbzeit etwas ins spiel kam. 27 Sekunden waren in Hälfte zwei gespielt, als der Upton Park zu explodieren drohte: Marlon Harewood hatte zum Ausgleich getroffen! Allerdings spornte das eher Chelsea an mehr zu tun: Mourihno brachte mit Crespo eine weitere Sturmspitze. Als Crespo das Spielfeld betrat stimmte das Publikum sofort "Engeland, Engeland" Sprechchöre an. Jaja, das Verhältnis zwischen England und Argentinien. Crespo quittierte die Gesänge allerdings auf seine Weise und umtanzte Torhüter Carrol zum 2:1 für Chelsea. Das Spiel war damit mehr oder weniger gelaufen. Auch wir saßen nun in des Teufels Küche, schließlich war es fast halb drei und wir hatten ja auch noch Tickets für ein anderes Spiel in London So kehrten wir diesem absolut geilem Spiel tatsächlich in der 72. Minute den Rücken - man hat´s manchmal nicht leicht als Hopper. In der tube Station trudelten dann allerdings schon immer mehr Hammers ein: Drogba hatte zum 3:1 getroffen. Die dämliche Möhre ließ dann allerdings sehr auf sich warten und wir wurden wieder mal zu Sklaven der Zeit