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An und für sich hätten im Zuge meines
Polenaufenthalts 2 Spiele in Krakau drin sein sollen, allerdings teilte
mir ein Fanbeauftragter von Cracovia Kraków mit, das Spiel gegen Groszin
finde unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Super! Das Stadion vom
KSC (=KS Cracovia) haben wir trotzdem begutachtet - es liegt an einer
stark befahrenen Straße und ist ziemlich schiach. Geht man die Straße etwa
300 Meter weiter, gelangt man auch schon zum Stadion von Wisla Krakau -
ebenfalls ein ziemlicher Ostblockbau, abgesehen von einer funkelnagelneuen
Tribüne hinter einem Tor, die nicht schlecht ausschaut. Dafür ist hinter
dem anderen Tor nur ein Riesenloch und 3 Bagger zu finden - wahrscheinlich
entsteht da ein Gegenstück zur neuen Tribüne, die in schätzungsweise 10
Jahren fertig sein wird. Die beiden Längstribünen sind wie bereits erwähnt
schon etwas in die Jahre gekommen. Karten fürs Spiel haben wir uns am
Montag besorgt - um schlappe 20 Zloty, was ungefähr 5 Euro entspricht (in
Polen wahrscheinlich ein halbes Monatsgehalt...). Blöd
gegafft haben die schon irgendwie im Verkaufscontainer. Erfeulicher Weise
war der Spieltag natürlich der grauslichste Tag vom Wetter her: kalt und
den ganzen Tag Regen. Habe ich schon erwähnt, dass die Tribüne, für die
wir Karten hatten, NICHT überdacht ist? Etwa eine Stunde vor Spielbeginn
(wieder mal viiiiel zu früh..) begehrten wir auch schon Einlass -
tatsächlich gibt´s dort schon elektronische Drehkreuze, was mich schon
sehr wunderte. Nach einem Halbtagswandertag durch matschiges Gelände,
erreichten wir unsere Tribüne, vor der ein Fanstandl sowie ein
vergammeltes Zelt platziert waren, welches noch vergammeltere Würrrstchen
verhökerte. Unsere Plätze befanden sich ganz im Eck mit gutem Blick auf
die Gegengerade und auf die neue Tribüne. Bis zum Anpfiff stellten wir uns
regenschützend unter die Tribüne und uns widerfuhr bittere Kälte. Um 18.30
wurde die Partie dann vor schätzungsweise 8.000 (normaler Schnitt: 14.000)
Zusehern angepfiffen, begleitet von einer tollen Choreo auf der
Gegengerade (siehe Fotos). Überhaupt sorgten die Fans in der ersten Hälfte
für gute Stimmung (verstanden habe ich von den Fangesängen - bis auf WISLA
- natürlich nix), was die Spieler der beiden Mannschaften allerdings nicht
wirklich beflügelte. Es war ein sehr lauer Kick in der
ersten Hälfte, wobei man dem schlecht bespielbaren Rasen (sehr tiefer
Boden) sicherlich Tribut zollen musste. Unmittelbar vor uns wärmte
ein gewisser Marek Penksa auf, den man ja noch aus der österreichischen
Wurstelliga kennt und der jetzt in Krakau auf seine Pension hin arbeitet.
Trainer von Wisla Krakau ist übrigens der ehemalige Chelsea-Spieler Dan
Petrescu. Obwohl die erste Hälfte generell schwach war sahen wir doch ein
Tor für
die Heimmannschaft - irgendein Marek schloss eine schöne Aktion zum viel
umjubelten 1:0 ab! Plock? Nicht vorhanden, weder auf dem Spielfeld noch
auf der Tribüne, denn Plock Fans konnten wir nicht ausmachen, was in Polen
allerdings recht üblich ist. Es lag nämlich sicher nicht am Wochentag oder
am Wetter, sondern vielmehr daran, dass eine Auswärtsfahrt in der
polnischen Ekstraklass ungefähr so gefährlich ist, wie wenn man in
Bagdad laut die amerikanische Hymne intoniert. Selbst wir als Ausländer
(noch dazu aus dem Westen) sind sicher nicht gern gesehen Gäste im Osten -
gefährlich wurde es für uns allerdings nicht - die wirklichen
Hardcore-Fans standen uns gegenüber und auf unserer Tribüne war nicht
wirklich was los. Pausenstand 1:0. Nach der Pause schlapften wir dann von
unserem Eckerl (wo uns ständig rauchende Ordner die Sicht aufs Spielfeld
nahmen) ganz nach oben, von wo man einen guten Überblick aufs Spielfeld
hatte - und auch mehr
Bewegungsfreiheit, was wiederum für eine kleine Steigerung der
Körpertemperatur sorgte, wenn auch wirklich nur für eine kleine. Was ich
in letzter Zeit alles durchmachen musste - man hat´s wahrlich nicht leicht
als Grounghopper. Das Spiel plätscherte vor sich hin wie der Regen, die
Ostblockwohnburgen rund ums Stadion verschwanden langsam in der Finsternis
- und Wisla Krakau erhöhte in der 80. Minute auf 2:0, während Wisla Plock
im gesamten Spiel noch kein einziges Mal aufs Tor geschossen hatte. Fünf
Minuten vor Schluss beschlossen wir, das Stadion zu verlassen, um etwaigen
Schwierigkeiten aus
dem Weg zu gehen. Etwa 200 Meter vom Stadion entfernt hörten wir einen
lauten Roar - Wisla hatte auf 3:0 erhöht (und machte wenig später sogar
noch das 4:0, alles ohne uns...). Fazit: Stimmung in der ersten Hälfte
gut, in der zweiten blass. Stadion: gibt´s bessere. Spielniveau: da ist
glaube ich, sogar die österreichische Liga besser. Naja, nein, eigentlich
doch nicht. Zwei Tage nach dem Spiel (und einem Besuch in Oswiecim, dessen
Besuch ich jedem Historiker sehr nahe lege, vor allem jenen, die diese
Taten immer noch leugnen...) ging es dann wieder nach Hause. Was wir auf
der Zugfahrt wieder alles mitmachen mussten, furchtbar. Aber die
Reisestrapazen verlaufen schon synchron mit den schlechten
Wetterverhältnissen, die ich auf den letzten Hops erleben musste.
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