11.04.2006 Wisla Kraków - Wisla Plock 4:0
 

An und für sich hätten im Zuge meines Polenaufenthalts 2 Spiele in Krakau drin sein sollen, allerdings teilte mir ein Fanbeauftragter von Cracovia Kraków mit, das Spiel gegen Groszin finde unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Super! Das Stadion vom KSC (=KS Cracovia) haben wir trotzdem begutachtet - es liegt an einer stark befahrenen Straße und ist ziemlich schiach. Geht man die Straße etwa 300 Meter weiter, gelangt man auch schon zum Stadion von Wisla Krakau - ebenfalls ein ziemlicher Ostblockbau, abgesehen von einer funkelnagelneuen Tribüne hinter einem Tor, die nicht schlecht ausschaut. Dafür ist hinter dem anderen Tor nur ein Riesenloch und 3 Bagger zu finden - wahrscheinlich entsteht da ein Gegenstück zur neuen Tribüne, die in schätzungsweise 10 Jahren fertig sein wird. Die beiden Längstribünen sind wie bereits erwähnt schon etwas in die Jahre gekommen. Karten fürs Spiel haben wir uns am Montag besorgt - um schlappe 20 Zloty, was ungefähr 5 Euro entspricht (in Polen wahrscheinlich ein halbes Monatsgehalt...). Blöd gegafft haben die schon irgendwie im Verkaufscontainer. Erfeulicher Weise war der Spieltag natürlich der grauslichste Tag vom Wetter her: kalt und den ganzen Tag Regen. Habe ich schon erwähnt, dass die Tribüne, für die wir Karten hatten, NICHT überdacht ist? Etwa eine Stunde vor Spielbeginn (wieder mal viiiiel zu früh..) begehrten wir auch schon Einlass - tatsächlich gibt´s dort schon elektronische Drehkreuze, was mich schon sehr wunderte. Nach einem Halbtagswandertag durch matschiges Gelände, erreichten wir unsere Tribüne, vor der ein Fanstandl sowie ein vergammeltes Zelt platziert waren, welches noch vergammeltere Würrrstchen verhökerte. Unsere Plätze befanden sich ganz im Eck mit gutem Blick auf die Gegengerade und auf die neue Tribüne. Bis zum Anpfiff stellten wir uns regenschützend unter die Tribüne und uns widerfuhr bittere Kälte. Um 18.30 wurde die Partie dann vor schätzungsweise 8.000 (normaler Schnitt: 14.000) Zusehern angepfiffen, begleitet von einer tollen Choreo auf der Gegengerade (siehe Fotos). Überhaupt sorgten die Fans in der ersten Hälfte für gute Stimmung (verstanden habe ich von den Fangesängen - bis auf WISLA - natürlich nix), was die Spieler der beiden Mannschaften allerdings nicht wirklich beflügelte. Es war ein sehr lauer Kick in der ersten Hälfte, wobei man dem schlecht bespielbaren Rasen (sehr tiefer Boden) sicherlich Tribut zollen musste.  Unmittelbar vor uns wärmte ein gewisser Marek Penksa auf, den man ja noch aus der österreichischen Wurstelliga kennt und der jetzt in Krakau auf seine Pension hin arbeitet. Trainer von Wisla Krakau ist übrigens der ehemalige Chelsea-Spieler Dan Petrescu. Obwohl die erste Hälfte generell schwach war sahen wir doch ein Tor für die Heimmannschaft - irgendein Marek schloss eine schöne Aktion zum viel umjubelten 1:0 ab! Plock? Nicht vorhanden, weder auf dem Spielfeld noch auf der Tribüne, denn Plock Fans konnten wir nicht ausmachen, was in Polen allerdings recht üblich ist. Es lag nämlich sicher nicht am Wochentag oder am Wetter, sondern vielmehr daran, dass eine Auswärtsfahrt in der polnischen Ekstraklass ungefähr so gefährlich ist, wie wenn man in Bagdad laut die amerikanische Hymne intoniert. Selbst wir als Ausländer (noch dazu aus dem Westen) sind sicher nicht gern gesehen Gäste im Osten - gefährlich wurde es für uns allerdings nicht - die wirklichen Hardcore-Fans standen uns gegenüber und auf unserer Tribüne war nicht wirklich was los. Pausenstand 1:0. Nach der Pause schlapften wir dann von unserem Eckerl (wo uns ständig rauchende Ordner die Sicht aufs Spielfeld nahmen) ganz nach oben, von wo man einen guten Überblick aufs Spielfeld hatte - und auch mehr
Bewegungsfreiheit, was wiederum für eine kleine Steigerung der Körpertemperatur sorgte, wenn auch wirklich nur für eine kleine. Was ich in letzter Zeit alles durchmachen musste - man hat´s wahrlich nicht leicht als Grounghopper. Das Spiel plätscherte vor sich hin wie der Regen, die Ostblockwohnburgen rund ums Stadion verschwanden langsam in der Finsternis - und Wisla Krakau erhöhte in der 80. Minute auf 2:0, während Wisla Plock im gesamten Spiel noch kein einziges Mal aufs Tor geschossen hatte. Fünf Minuten vor Schluss beschlossen wir, das Stadion zu verlassen, um etwaigen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Etwa 200 Meter vom Stadion entfernt hörten wir einen lauten Roar - Wisla hatte auf 3:0 erhöht (und machte wenig später sogar noch das 4:0, alles ohne uns...). Fazit: Stimmung in der ersten Hälfte gut, in der zweiten blass. Stadion: gibt´s bessere. Spielniveau: da ist glaube ich, sogar die österreichische Liga besser. Naja, nein, eigentlich doch nicht. Zwei Tage nach dem Spiel (und einem Besuch in Oswiecim, dessen Besuch ich jedem Historiker sehr nahe lege, vor allem jenen, die diese Taten immer noch leugnen...) ging es dann wieder nach Hause. Was wir auf der Zugfahrt wieder alles mitmachen mussten, furchtbar. Aber die Reisestrapazen verlaufen schon synchron mit den schlechten Wetterverhältnissen, die ich auf den letzten Hops erleben musste.