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Nachdem ich den Montag in Manchester
abgammelte, wo ich die Stadien von United und City begutachtete, ging es am
Dienstag abermals nach York, wo ich die Bleibe vom letzten Mal aufsuchte.
Sheffield selbst war mir entweder zu teuer oder zu grindig. Die Zeit bis zur
Abfahrt nach Sheffield schlug ich mehr oder weniger tot, ehe ich gegen 4 herum
die Direktmöhre in die Stahlstadt nahm, wo ich gegen dreiviertel 5 ankam. Dort
musste ich natürlich gleich den Weg zum Ground checken - Hillsborough liegt doch
etwas weiter außerhalb vom so genannten Zentrum, also nicht so komot wie die
Bleibe vom Stadtrivalen United, die ja nur wenige hundert Meter vom Bahnhof weg
liegt. Ein total alter Mann mit Enkelin (oder Himmel hilf, war es ein Kindesentführer) wies mir dann hilfreich den Weg, da er die selbe Supertram
in Richtung Westen nach Hillsborough nahm.
Nach etwa 20-minuetiger Fahrt kam ich also vor jenem geschichtsträchtigen Ground
an, wo sich 1989 ja schreckliche Szenen abgespielt haben, als beim FA
Cuphalbfinale zwischen Liverpool und Nottingham Forest 96 Leute zu Tode gedrückt
wurden, nur weil Tausende Menschen ohne Tickets ins Stadion gelassen wurden, das
zu diesem Zeitpunkt ohne dies schon heillos überfüllt war. An jenen Tag erinnert
ein Memorial direkt vor dem Haupteingang. Seitdem hat sich am Stadion natürlich
einiges verändert - so wurde auch
aus Hillsborough ein Allseater. Die Gegend ums Stadion dürfte allerdings auch
vor 17 Jahren so abgefucked gewesen sein, wie sie es jetzt ist, total grindig.
Nach dem Erwerb eines Tickets für den Kopstand (dort wo die Hardcore Supporters
ihr Unwesen treiben), kaufte ich mir in einem nahe gelegenen Fish and Chips
Hüttl eine grausam schmeckende Portion ebensolches, widerlich und garstig, ehe
ich mich vors Stadion saß, und auf den Einlass wartete. Etwa eine Stunde vor
Spielbeginn öffneten sich dann die Gates: ein tolles Stadion, muss man schon
sagen. Die Hintetortribüne geht ziemlich weit nach hinten und weist eine massive
Dachkonstruktion auf, während der Main Stand das für englische Verhältnisse
typische Giebeldach (samt Uhr) aufweist. Vor allem ist das Stadion auch schöner
als das vom Stadtrivalen und heurigen Aufsteiger in die Premier League Sheff
United - auch die Fans hier sind weitaus kräftiger bei Stimme. Leider war das
auch die Musik, die aus den Lautsprechern dröhnte - so total penetrant laut habe
ich die Kommerzscheiße noch nie gehört, sow as. Gegner von Wednesday (das seine
beste Zeit auch schon längst hinter sich hat...) war an diesem Abend Luton Town,
ein Verein aus dem Norden Londons. Knapp 22.000 Zuseher wollten bei kühlem Regenwetter die erste Heimpartie der Meisterschaft sehen. Dass beide
Mannschaften in der letzten Saison mit dem Abstieg kämpften merkte man von
Beginn an - viel war da nicht los am Rasen, wobei die Gäste aus Luton noch eher
den Ton angaben und in der 7. Minute bereits eine Riesenchance vorfanden. Als
dann strömender Regen einsetzte kam etwas Bewegung ins Stadion, allerdings nicht
ins Spiel, sondern in die ersten Reihen der Tribünen, die nicht vom Regen
geschützt sind. Hehe, gut dass ich soweit hinten saß. Als schon alle mit einem
torlosen Halbzeitstand rechneten, gingen die Gäste doch glatt in der 45. Minute
in Führung, als ein wirklich komischer Schuss ins Tor ging: sah es so aus, als
würde er daneben gehen, machte er kurz vor dem linken Pfosten noch eine extreme
Drehung ins Tor. Die Führung war zu diesem Zeitpunkt zwar überraschend, aber
sicher nicht
unverdient - von Wednesday war wirklich überhaupt nichts zu sehen. Das änderte
sich auch in Hälfte zwei nicht wirklich und da Luton nur mehr absicherte, gab es
jetzt noch weniger Chancen als in der ersten Hälfte. Nach 75 Minuten war ich
dann eh wieder mal gezwungen, dass Stadion frühzeitig zu verlassen, um die
letzte Möhre nach York zu erreichen. Tor hatte ich dieses Mal allerdings keines
versäumt, das einzige, das mich
nervte, war die lange Wartezeit am menschenleeren Bahnhof in Leeds, wo ich
umsteigen musste. Da war es ziemlich gruselig, meiner Seel! Um halb eins war ich
dann wieder im Quartier zurück, wo ich das Glück hatte, alleine in einer
8-Personen-Schlafkammer zu nächtigen - ich kann diese Massenquartiere eh schon
nimmer sehen, aber es ist halt billiger so.
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