02.09.2006 Deutschland - Irland 1:0 (0:0)
 

Die Derby-Nachbetrachtung in der Kremser Gastronomie-Szene kam für mich und drei weiteren Anwesenden nicht mehr in die Frage (OT: Mundl), da es frühmorgens an diesem Samstag per Auto Richtung Stuttgart ging, wo Deutschland am Abend sein erstes EM-Qualimatch gegen Irland austrug. Bis München ging es recht zügig dahin, doch die 234 Kilometer zwischen der Weißwurstmetropole und Stuttgart zogen sich in die Länge - die arbeitsunwilligen Weiber in einer Scheißtanke im bayrischen Hinterland, die unfähig waren eine Kasse zu bedienen und von Haus aus nicht die schnellsten zu sein schienen, waren überhaupt ein Witz. Mit Durchschnittstempo 100 ging es auf der A8 immer weiter Richtung Südwesten, ehe wir gegen 13.00 herum in Stuttgart ankamen, wo wir zunächst in der `Hendlfingerstraße´ unser Quartier aufsuchten.
Nach einer kurzen Pause ging es mit der U-Bahn Richtung Innenstadt, wo bereits Horden von Iren den Schlossplatz säumten und fröhlich am Saufen waren. Was die runterhauen ist schon gigantisch - noch gigantischer allerdings die Anzahl der angereisten, als würde es sich um ein Heimspiel Irlands handeln. Das sollte auch so bleiben, nicht vom Ergebnis her, sondern von der Unterstützung. Bei einem ausgedehnten Nagstop in der Alten Taverne, wo selbstverständlich Spätzle gegessen und Mirinda getrunken wurde, gab es ein Fotoshooting mit einem als Troll verkleideten Iren, der uns sogar kleine Geschenke machte (mir einen irischen Anstecker). Danach hingen wir noch in der Stuttgarter Innenstadt herum, die (im Gegensatz zum Gesamtbild der Stadt) gar nicht so übel  aussah. Auf alle Fälle muss nochmals erwähnt werden, dass sich die Stadt fest in irischer Hand befand. Es wurde gesoffen, gesungen und getanzt, dass es eine Freude war. Im Gegensatz zum Vorabend lief alles friedlich ab - wie man es von den Iren gewohnt ist! Deutsche und Iren verbündeten sich - Iren wedelten mit von der ARD ausgeteilten Fähnchen. Die U-Bahnfahrt vom Bahnhof zum Daimler-Stadion war eine der geilsten meines Lebens (in letzter Zeit hab ich´s mit meinen Superlativen) und natürlich machten wir bei sämtlichen Gesängen während der etwa 20-minütigen Fahrt mit. Naja, nicht bei allen. Bei `We hate England more than you´ blieben meine Lippen stumm. Beim Stadion sah´s weiterhin nach einem Heimspiel der Iren aus - alles grün Wahnsinn! Als ich die Drehkreuze passierte, wurde ich von der Ordnerin sogar Englisch angequatscht - die rechneten scheinbar gar nicht
mit deutschen Besuchern, mit Ösis schon gar nicht, hihihihi. Das Stadion selbst kommt in natura weitaus besser rüber, als im Fernsehen und sieht meiner Meinung nach nicht schlecht aus. Man sitzt auch trotz Laufbahn nicht sooo extrem weit weg vom Spielfeld, wie es immer bejammert wurde. Die Iren waren im ganzen Stadion (selbst im deutschen Fanblock!) verteilt - so an die 20.000 könnten es schon gewesen sein (`We´ve got all your tickets´ wurde in der U-Bahn gesungen, jetzt wusste man, was damit gemeint war...)!!! Die Hymne, auf Gälisch mit gegröhlt - einfach zum Heulen schön! Von den deutschen Zusehern kam null, bis auf Gratis-Fähnchen schwingen
(ausgeteilt von den öffentlich rechtlichen) und einer bezahlten DFB-Choreo (diese käuflichen H***n) war da nix - außer das dieser garstige WM-Hype weiterhin prolongiert wurde, mit Welle (die, die Iren jedes mal ignorierten) und so. Im Nachhinein bin ich richtig froh, KEINE Karte für diesen Tamtam ergattert zu haben. Zumindest hätte ich mir ein WM-kritisches Transparent (im Bezug zum strange anmutenten Ticketvertrieb) erwartet, doch: es kam echt nix! Ganz anders die Iren: lieferte ihre
Mannschaft auch ein noch so mieses Spiel ab, sie sangen was das Zeug hielt! Am Feld, dass muss man ganz objektiv sehen, gaben die Deutschen den Ton an und hätten nach den ersten 45 Minuten gut und gern 2:0 führen können, hätte nicht Shay Given zweimal sensationell gerettet (einmal nach Klose-Kopfball dann gegen Prinz "Stoppt den Analphabetismus" Poldi). Nach knapp einer Stunde war es dann doch um die Iren geschehen, als ein abgefälschter Podolski Freistoß ins Tor trudelte. Typisch deutsch möchte man meinen - ein Freistoß zum Sieg. Naja, man muss zugeben, der Sieg war nicht unverdient, zumal in der Schlussphase auch zweimal Metall getroffen
wurde. Da wurden dann auch die irischen Fans schon leise. Nach dem Spiel ging es per pedes und per U-Bahn zurück in die Hendlfinger, wo wir gegen Mitternacht ins Hotel kamen. Tags darauf ging es um 8 Uhr herum zurück in die Heimat, relativ zügig
dieses mal. Nach einem Nagstop am Mondsee kamen wir am späteren Nachmittag wieder zurück nach Krems, wo man sich wieder mal furchtbar leid tat, schließlich war am nächsten Tag Montag.