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Die Derby-Nachbetrachtung in der Kremser
Gastronomie-Szene kam für mich und drei weiteren Anwesenden nicht mehr in die
Frage (OT: Mundl), da es frühmorgens an diesem Samstag per Auto Richtung
Stuttgart ging, wo Deutschland am Abend sein erstes EM-Qualimatch gegen Irland
austrug. Bis München ging es recht zügig dahin, doch die 234 Kilometer zwischen
der Weißwurstmetropole und Stuttgart zogen sich in die Länge - die
arbeitsunwilligen Weiber in einer Scheißtanke im bayrischen Hinterland, die
unfähig waren eine Kasse zu bedienen und von Haus aus nicht die schnellsten zu
sein schienen, waren überhaupt ein Witz. Mit Durchschnittstempo 100 ging es auf
der A8 immer weiter Richtung Südwesten, ehe wir gegen 13.00 herum in Stuttgart
ankamen, wo wir zunächst in der `Hendlfingerstraße´ unser Quartier aufsuchten.
Nach einer kurzen Pause ging es mit der U-Bahn Richtung Innenstadt, wo bereits
Horden von Iren den Schlossplatz säumten und fröhlich am Saufen waren. Was die
runterhauen ist schon gigantisch - noch gigantischer allerdings die Anzahl der
angereisten, als würde es sich um ein Heimspiel Irlands handeln. Das sollte auch
so bleiben, nicht vom Ergebnis her, sondern von der Unterstützung. Bei einem
ausgedehnten Nagstop in der Alten Taverne, wo selbstverständlich Spätzle
gegessen und Mirinda getrunken wurde, gab es ein Fotoshooting mit einem als
Troll verkleideten Iren, der uns sogar kleine Geschenke machte (mir einen
irischen Anstecker). Danach hingen wir noch in der Stuttgarter Innenstadt herum,
die (im Gegensatz zum Gesamtbild der Stadt) gar nicht so übel aussah. Auf
alle Fälle muss nochmals erwähnt werden, dass sich die Stadt fest in irischer
Hand befand. Es wurde gesoffen, gesungen und getanzt, dass es eine Freude war.
Im Gegensatz zum Vorabend lief alles friedlich ab - wie man es von den Iren
gewohnt ist! Deutsche und Iren verbündeten sich - Iren wedelten mit von der ARD
ausgeteilten Fähnchen. Die U-Bahnfahrt vom Bahnhof zum Daimler-Stadion war eine
der geilsten meines Lebens (in letzter Zeit hab ich´s mit meinen Superlativen)
und natürlich machten wir bei sämtlichen Gesängen während der etwa 20-minütigen
Fahrt mit. Naja, nicht bei allen. Bei `We hate England more than you´ blieben
meine Lippen stumm. Beim Stadion sah´s weiterhin nach einem Heimspiel der Iren
aus - alles grün Wahnsinn! Als ich die Drehkreuze passierte, wurde ich von der
Ordnerin sogar Englisch angequatscht - die rechneten scheinbar gar nicht
mit deutschen Besuchern, mit Ösis schon gar nicht, hihihihi. Das Stadion selbst
kommt in natura weitaus besser rüber, als im Fernsehen und sieht meiner Meinung
nach nicht schlecht aus. Man sitzt auch trotz Laufbahn nicht sooo extrem weit
weg vom Spielfeld, wie es immer bejammert wurde. Die Iren waren im ganzen
Stadion (selbst im deutschen Fanblock!) verteilt - so an die 20.000 könnten es
schon gewesen sein (`We´ve got all your tickets´ wurde in der U-Bahn gesungen,
jetzt wusste man, was damit gemeint war...)!!! Die Hymne, auf Gälisch mit
gegröhlt - einfach zum Heulen schön! Von den deutschen Zusehern kam null, bis
auf Gratis-Fähnchen schwingen
(ausgeteilt von den öffentlich rechtlichen) und einer bezahlten DFB-Choreo
(diese käuflichen H***n) war da nix - außer das dieser garstige WM-Hype
weiterhin prolongiert wurde, mit Welle (die, die Iren jedes mal ignorierten) und
so. Im Nachhinein bin ich richtig froh, KEINE Karte für diesen Tamtam ergattert
zu haben. Zumindest hätte ich mir ein WM-kritisches Transparent (im Bezug zum
strange anmutenten Ticketvertrieb) erwartet, doch: es kam echt nix! Ganz anders
die Iren: lieferte ihre
Mannschaft auch ein noch so mieses Spiel ab, sie sangen was das Zeug hielt! Am
Feld, dass muss man ganz objektiv sehen, gaben die Deutschen den Ton an und
hätten nach den ersten 45 Minuten gut und gern 2:0 führen können, hätte nicht
Shay Given zweimal sensationell gerettet (einmal nach Klose-Kopfball dann gegen
Prinz "Stoppt den Analphabetismus" Poldi). Nach knapp einer Stunde war es dann
doch um die Iren geschehen, als ein abgefälschter Podolski Freistoß ins Tor
trudelte. Typisch deutsch möchte man meinen - ein Freistoß zum Sieg. Naja, man
muss zugeben, der Sieg war nicht unverdient, zumal in der Schlussphase auch
zweimal Metall getroffen
wurde. Da wurden dann auch die irischen Fans schon leise. Nach dem Spiel ging es
per pedes und per U-Bahn zurück in die Hendlfinger, wo wir gegen Mitternacht ins
Hotel kamen. Tags darauf ging es um 8 Uhr herum zurück in die Heimat, relativ
zügig
dieses mal. Nach einem Nagstop am Mondsee kamen wir am späteren Nachmittag
wieder zurück nach Krems, wo man sich wieder mal furchtbar leid tat, schließlich
war am nächsten Tag Montag. |