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Bei diesem brisanten Kracher zwischen den
ewigen Rivalen England und Deutschland musste ich natürlich dabei sein - noch
dazu, da es ja im funkelnagelneuen Wembley-Stadion ausgetragen wurde. Einen Tag
zuvor hatte ich ein Ticket (bei einem hochseriösen Dreihändler) am Piccadilly
Circus erworben - für schlappe 90 Pfund (Kaufpreis 40 Pfund). Kurz dachte ich,
der wolle mich übers Ohr hauen, weil er mir einen Abholschein gab, mit dem ich
am Spieltag wieder kommen sollte. Aber das ist wohl so. Pünktlich um 14.00 war
ich tags darauf also wieder beim Fatzke und ich hatte das Ticket in der Hand. 90
Pfund habe ich damals auch für Arsenal bezahlt, was es im Nachhinein gesehen
auch wert war. Nach einem Pub Besuch fuhr ich mit der Metropolitanline bis zur
Station Wembley Park. Ich nahm extra eine frühe Möhre, obwohl auch die schon
ziemlich voll war. Also kam ich schon ziemlich früh bei besagter Station an
(ungefähr 20 Minuten braucht man vom Zentrum in den Nordwesten Londons), von der
man den riesigen Stadionneubau auch sofort sehen kann. Herausragenstes Merkmal
des neuen Wembley ist natürlich der riesige Bogen, der sich übers Stadion
spannt. He, sieht aus wie ein Ufo, würde Wawa sagen. Das Stadion ist ja nach
erheblicher Verzögerung erst heuer eröffnet worden und verschlang ganz viel
Geld. Vor dem Stadion steht eine riesige Statue des legendären Bobby Moore, der
England seinerzeit ja zum WM-Triumph im eigenen Land führte. Will man eine Runde
ums Stadion drehen, muss man gut und gern 20 Minuten dafür einplanen, so riesig
ist es. Vielleicht erschwerten aber auch Wind und Regen meine Runde. 2 Stunden
vor Spielbeginn öffneten auch schon die Gates - bis in die 5. Etage rauf musste
ich - Gott sei Dank gibt's dort sogar Rolltreppen, die einem zum gewünschten
Level führen. Gleich mal reingeschaut - schon sehr impressive. 90.000 Zuseher
fasst das neue Wembley - somit ist es nach dem Nou Camp das zweitgrößte
Fußballstadion Europas. Nach den ersten Bildaufnahmen (schon geil, echt!!!)
haute ich mir eine aber so was überteuerte Portion Fish and Chips in die Venen -
8 Pfund + Cola!! Ein Witz! Zurück in meinen lock, wo links neben mir eine
Piefke-Familie aus Heilbronn saß, die haben die Tickets wahrscheinlich auch vom
selben Fatzke wie ich. Geredet hab ich mit denen allerdings nix. Neben mir saß
ein Engländer, der bis zu seinem 6.Lebensjahr in Düsseldorf wohnte und noch
immer die Daumen für die Deutschen drückt. Der fand es sehr komisch, dass ich
meine für England drücke. Trotzdem habe ich mich dann noch ganz gut mit ihm
unterhalten. Die deutsche Hymne wurde dann ziemlich ausgepfiffen - muss nicht
sein, während bei der englischen natürlich lauthals mitgesungen wurde. Im
weiteren Verlauf hörte man von den englischen Fans eigentlich relativ wenig - da
machten die deutschen mehr Stimmung, ehrlich es war leider so. In der 9. Minute
setzte dann allerdings ohrenbetäubender Jubel ein, als Frank Lampard zum 1:0
traf. In der Mannschaft der Engländer durfte erstmals seit dem WM-Ausscheiden
auch wieder David Beckham ran, der allerdings kaum Akzente setzte - sowie das
gesamte englische Team eine mehr als enttäuschende Leistung bot. In der
26.Minute herum wurde dann Tottenham-Goalie Robinson zum Buhmann des Abends, als
er eine schwache Flanke von Bernd Schneider direkt vor die Füße Kuranys boxte,
der kein Problem hatte, den Ball ins Tor zu schieben. (Die Torwartdiskussion
sorgte im englischen Blätterwald in den nächsten Tagen wieder für gehörigen
Zündstoff). In der 40. Minute dann bereits die Spielentscheidende Szene als
Debütant Pander (ist der vom Panda-Fanklub??) aus gut 25 Metern abzog und
Robinson dieses Mal keine Chance ließ. Ein Traumtor - muss man neidlos
anerkennen. Das englische Team wurde allerdings schon zur Pause ausgebuht -
weder spielte man eine Überlegenheit heraus, noch war wirklich Lust am spiel zu
erkennen - und das gegen Deutschland!!! Da gibt es keine Freundschaftsspiele,
hatte Terry zuvor noch großspurig angekündigt. Leider war auch die zweite Hälfte
nicht sonderlich berauschend - die Engländer hatten zwar zwei wirklich dicke
Chancen (Owen vergab eine kläglich), was aber in Summe gesehen zu wenig war.
Bereits 10 Minuten vor Schluss verließen die Fans bereits scharenweise das
Stadion um zur einzigen Tube-Station zu gelangen. Ich mischte mich auch drunter
- arg, welche Massen an Menschen da zur U-Bahn drängten. Als ich dort ankam (es
ging eigentlich relativ hurtig) und mich umdrehte, sah ich, dass es gut war
früher zu gehen. Dennoch lief alles gesittet ab - es kam auch zu keinen
Ausschreitungen zwischen Deutschen und Engländern, zumindest hatte ich nichts
davon bemerkt. Schade eigentlich, hehe. Fazit: das Stadion ist eines, das man
gesehen haben MUSS - keine Frage. Das Spiel aber war aus englischer Sicht eine
Katastrophe, die Qualifikation für die Euro nächstes Jahr (da folgen noch zwei
Spiele gegen Russland und eins gegen Kroatien sowie Israel) wird so sehr schwer
zu schaffen sein. |